Auf dem Bild sind sogenannte Superfoods zu sehen.
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Was sind Superfoods und wie gesund sind sie wirklich?

Superfoods suggerieren häufig besondere gesundheitliche Vorteile. Im (englischsprachigen) Video erfahrt ihr, dass es allerdings kaum Belege für deren Nutzen gibt.

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Der Medienbeitrag wurde von Helen Monica Regina im Rahmen ihres Studiums Food Quality and Safety (M. Sc.) an der Universität Bayreuth für das Projekt Ernährungsradar erstellt und im Juli 2024 veröffentlicht. Das Video besteht aus eigenen Film- und Bildaufnahmen. Animiert wurde das Video mithilfe von Microsoft PowerPoint 365. Außerdem wurden von shutterstock.com erworbene Bilder verwendet. Untertitel zum Video sind auf Deutsch und Englisch verfügbar und können über die YouTube-Einstellungen ein- und ausgeblendet werden.


Deutsches Transkript

Wir alle haben schon von dem Begriff „Superfoods“ gehört, aber wo hat das alles angefangen? Der Begriff Superfood wurde von der Lebensmittelwerbung in den Vereinigten Staaten von Amerika Anfang des 20. Jahrhunderts um den Ersten Weltkrieg herum geprägt. Die Banane war das erste bekannte Lebensmittel, das als Superfood vermarktet wurde. Dieser Begriff gewann für die Verbraucher an Bedeutung, als die American Medical Association den Verzehr von Bananen empfahl, um das Risiko von Zöliakie und Diabetes zu verringern. In der Folge entstand der Bananendiät-Wahn.
Das Interessante an der Entstehung des Begriffs Superfoods ist die Tatsache, dass es damals keine Definition gab und auch heute nicht gibt. Schauen wir uns einige der Hypes und Trends um Superfoods an und was wirklich dahintersteckt.

Superfoods sind reich an Mikronährstoffen

Superfoods sind reich an Mikronährstoffen wie Vitamin B12, Spurenelementen wie Selen, pflanzlichen Sekundärmetaboliten, Antioxidantien usw. Eine ausgewogene Ernährung klingt ziemlich ähnlich, denn sie liefert nachweislich alle notwendigen Mikronährstoffe und Spurenelemente. Sie bietet sie in einer viel stabileren Form als ein Superfood, denn Superfoods liegen in Form von Pulvern, Ölen oder konzentriert vor. Superfoods mögen zwar reich an Mikronährstoffen sein, aber diese können bei längerer Lagerung bei schwankenden Temperaturen abgebaut werden. Daher ist es besser, Mikronährstoffe als Bestandteil der Ernährung zu verzehren, als sie in reiner Form einzunehmen.

Superfoods sind Nahrungsergänzungsmittel auf pflanzlicher Basis

Der Begriff „Nahrungsergänzungsmittel“ ist von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) definiert worden, für den Begriff Superfoods gibt es jedoch keine klare wissenschaftliche oder rechtliche Definition. Und ja, zu den Nahrungsergänzungsmitteln gehören pflanzliche Extrakte, die vegan sind und zur Deckung des Nährstoffbedarfs beitragen können. Sie müssen jedoch nicht als Superfoods vermarktet werden, da dieser Begriff keine nützlichen Informationen über den Nährwert liefert.

Superfoods sind exotisch

„Acai-Bowls können bei der Gewichtsabnahme helfen.“ Die Verwendung des Begriffs Superfoods für importierte und exotische Lebensmittel macht deutlich, dass es sich um einen reinen Marketingbegriff handelt. Die Verlagerung der Verbraucherpräferenz auf exotische, importierte Produkte könnte nur zu einem nicht nachhaltigen Lebensmittelkonsum und einem Verlust der biologischen Vielfalt führen, da einheimische Alternativen nicht mehr gefragt sein könnten. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Acai-Bowls tatsächlich zur Gewichtsabnahme beitragen.

Ist Kokosöl ein „Superfood“?

„Kokosnussöl ist ein Superfood, also füge einen Esslöffel Kokosnussöl zu jeder Mahlzeit hinzu.“ Die Menge der verzehrten „Supernahrungsmittel“ kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein, da es keinen gesetzlichen Höchstwert gibt. Dies kann zu gesundheitlichen Bedenken führen und ein gutes Beispiel dafür ist Kokosnussöl. Wissenschaftliche Erkenntnisse weisen deutlich darauf hin, dass Kokosnussöl viele Kalorien und große Mengen an gesättigten Fettsäuren enthält. Die American Heart Association empfiehlt, den Verzehr von Kokosnussöl einzuschränken, da es nachweislich den schädlichen LDL-Cholesterinspiegel erhöht.

Superfoods sind reich an bioaktiven Verbindungen?

Wie bei den Superfoods gibt es auch für den Begriff „bioaktive Verbindung“ keine eindeutige, übereinstimmende Definition. Studien an Menschen, die sich einer Ernährung unterzogen haben, die aus Superfoods besteht oder von ihnen dominiert wird und in denen die Vorbeugung von Krankheiten nachgewiesen wurde, wurden bisher noch nicht durchgeführt.

Neuartige Lebensmittel sind „Superfoods“ und andersherum. Diese Begriffe werden zu Marketingzwecken als Synonyme missverstanden. Zurück zu den Definitionen: Haben wir eine Definition für neuartige Lebensmittel? Ja! Wie sieht es mit Superfoods aus? Nein!

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es zahlreiche Hypes und Trends rund um den Marketingbegriff Superfoods gibt. Superfoods sind einfach Lebensmittel in den Ländern, aus denen sie stammen. Organisationen wie die EFSA und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung haben weder eine Definition für den Begriff Superfood noch eine Liste von Superfoods. Daher sind Superfoods nicht reguliert, was bedeutet, dass jedes Lebensmittel als Superfood vermarktet werden kann.

Aus wissenschaftlicher Sicht fehlt es an Studien, zum Beispiel zum oxidativen Stress und zu Entzündungsprozessen, um die Behauptungen über den gesundheitlichen Nutzen und die Krankheitsvorbeugung von Superfoods zu stützen. Es fehlen auch Humanstudien darüber, wie Superfoods mit einer ausgewogenen Ernährung vergleichbar sind. Was ist also der richtige Weg? Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil führen zu einem gesunden Ernährungsmuster, das die Krankheitsvorbeugung unterstützt und sich langfristig positiv auf die Gesundheit auswirkt.


English transcript

We have all heard of the term ‘Superfoods’, where did it all begin? The term Superfood was coined by the food advertising industry in the United States of America during early 20th century around World War I. Banana was the first known food to be marketed as a superfood. This term became more meaningful to consumers when the American Medical Association recommended the consumption of bananas to reduce risks of celiac disease and diabetes. As a consequence, the banana diet craze happened.

What is interesting about the venture of the term ‘superfoods’ is the fact that a definition did not exist back then and doesn’t exist now. Let’s look at some of the hypes and trends around superfoods and what’s the real truth behind them.

Superfoods are rich in micronutrients

Superfoods are rich in micronutrients like vitamin B12, trace elements like selenium, plant secondary metabolites, antioxidants etc. A balanced diet sounds pretty similar because it is proven to provide all necessary micronutrients and trace elements. It provides it in a much more stable form than a ‘superfood’, because ‘superfoods’ are in powders, oil, or concentrated forms. Although ‘superfoods’ may be rich in micronutrients, they are subject to degradation over a prolonged storage period at fluctuating temperatures. Hence, it is better to consume them whole as a part of a diet rather than in a pure form.

Superfoods are plant-based food supplements

The term ‘food supplements’ has been defined by the European Food Safety Authority (EFSA), however, the term superfood lacks a clear scientific or legal definition. And yes, food supplements include herbal extracts which are vegan and could help in meeting one’s nutritional requirements. However, they do not have to be marketed as superfoods as this term does not provide any useful nutritional information.

Superfoods are exotic

“Acai bowls can help aid weight loss.”The use of the term superfoods for imported and exotic foods makes it evident that this is purely a marketing term. Shifting consumer preference to exotic imported products could only lead to unsustainable food consumption, a loss of biodiversity as native alternatives may lose their demand. There is no scientific evidence that acai bowls actually aid weight loss.

Is coconut oil a superfood?

“Coconut oil is a superfood so add a tablespoon of coconut oil to every meal.” The amount of superfoods consumed can differ greatly from one individual to another due to the lack of a legal intake value. This may lead to health concerns and a good example is coconut oil. Scientific evidence strongly suggests that coconut oil contains many calories and high amounts of saturated fats. The American Heart Association recommends reducing the consumption of coconut oil as it was found to increase harmful LDL cholesterol levels.

Superfoods are rich in bioactive compounds

The term ‘bioactive compound’ like superfoods also lacks a clear unanimous definition. Human studies subject to a diet comprising or dominated by ‘superfoods’ showing disease prevention has not yet been investigated so far.

Novel foods are superfoods and vice versa. These terms are misinterpreted as synonyms for marketing purposes. Back to definitions: Do we have a definition for novel foods? Yes! how about superfoods? No!

Conclusion

In conclusion, there are numerous hypes and trends around the marketing term superfoods. Superfoods are simply foods in countries from where they originate from. Organizations like the EFSA and German Nutrition Society neither have a definition for the term superfood nor have a list of superfoods. Hence, ‘superfoods’ are unregulated, which means that any food can be marketed as a superfood.

Scientifically, there is a lack of pathway studies for example, the oxidative stress pathway, inflammatory pathways to support the health benefit and disease prevention claims of superfoods. Human studies on how superfoods can be comparable to a balanced diet are also lacking.

So, what’s the way forward? Eating a balanced diet and leading a healthy lifestyle generates a healthy diet pattern which supports disease prevention and provides health benefits in the long run.


Literatur

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Das Ernährungshandbuch (2017): Superfoods von A–Z

Eyres et al. (2016): Coconut oil consumption and cardiovascular risk factors in humans. Nutr Rev 74(4):267–280

Haller et al. (2013): Biofunktionalität der Lebensmittelinhaltsstoffe. Springer Spektrum, ISBN: 9783642293733, 9783642293740

Harvard T. H. Chan. School of Public Health (2018): Superfoods or Superhype? The Nutrition Source

Harvard T. H. Chan. School of Public Health (2018). Bananas. The Nutrition Source

JAMA Revisited (2017): The Banana Again. JAMA 318(22):2261

Kris-Etherton et al. (2002): Bioactive compounds in foods: their role in the prevention of cardiovascular disease and cancer. Am j med 113(Suppl 9B):71S–88S

Leitner G (2018): Trendige Superfoods: Placebo oder Wundermittel? Ernährung & Medizin 33:55–58

Neelakantan et al. (2020): The Effect of Coconut Oil Consumption on Cardiovascular Risk Factors: A Systematic Review and Meta-Analysis of Clinical Trials. Circulation 141(10):803–814

Statista (2023): Superfoods – Statistics & Facts

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