Auf einem beigefarbenem Teller liegt ein kleiner Globus, neben dem eine Gabel und ein Löffel liegen.

Planetary Health Diet: Medienservice

Für Redaktionen: Expertinnen und Experten sowie Informationen, Statistiken, Grafiken und Links zu den Themen im Forschungsstand.
Bitte beziehen Sie sich auf den Ernährungsradar, wenn Sie mit den Wissenschaftlerinnen und Experten Kontakt aufnehmen oder Texte des Ernährungsradars verwenden. Die Rechte für externes Material, Downloads und eingebettete Grafiken liegen bei den Urhebern.


Inhalt


Kontakte für Interviewanfragen

Wir nennen hier ausgewählte Ansprechpartnerinnen und einen Ansprechpartner für unseren Schwerpunkt: „Planetary Health Diet – klimafreundlich und gesund?“

Wenden Sie sich in der weiteren Recherche auch an Institutionen und Fachverbände, etwa das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) oder die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG).

Dr. oec. troph. Karl von Koerber, Ernährungsökonom, Beratungsbüro für ErnährungsÖkologie in München, Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung, https://www.nachhaltigeernaehrung.de/

Prof. Dr. Nina Langen, Professorin im Fachgebiet Bildung für Nachhaltige Ernährung und Lebensmittelwissenschaft am Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre der Technischen Universität Berlin, https://www.tu.berlin/b-nerle/ueber-uns/team/leitung

Prof. Dr. Melanie Speck, Sozioökonomie in Haushalt und Betrieb, Hochschule Osnabrück, https://www.hs-osnabrueck.de/prof-dr-melanie-speck/
Forschungsbereich Produkt- und Konsumsysteme: Nachhaltiges Produzieren & Konsumieren, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH


Grafiken: Ernährungswende?

Der Speiseplan der Zukunft

Tellerdiagramm, das anzeigt, welche Mengen wir von den jeweiligen Lebensmitteln täglich essen sollten, nach Angaben der EAT-Lancet-Kommission
Bezogen auf eine tägliche Energieaufnahme von 2.500 Kilokalorien lautet die Empfehlung: Hauptbestandteil jeder Mahlzeit ist Gemüse (300 g), gefolgt von Vollkornprodukten (232 g), Milchprodukten (250 g) und Obst (200 g). Der Proteinbedarf sollte mit Hülsenfrüchten oder Nüssen gedeckt werden; übermäßiger Fleisch- oder Fischkonsum schadet der Gesundheit und dem Planeten.

Was die Wissenschaft empfiehlt und wie die Realität aussieht

Die Grafik vergleicht die Empfehlungen der Planetary Health Diet mit denen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung von 2024 und den tatsächlichen Verzehrsmengen in Deutschland.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat ihre lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen kürzlich (März 2024) überarbeitet und empfiehlt weniger Fleisch und mehr Nüsse für eine nachhaltige und klimafreundliche Ernährung. So stimmen deren Empfehlungen mit den Verzehrsmengen der Planetary Health Diet weitestgehend überein. Allerdings gibt es in Bezug auf die Verzehrsgewohnheiten, die in der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II; 2005–2007) für eine repräsentative deutsche Bevölkerung ermittelt wurden, teilweise erhebliche Abweichungen.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der empfohlenen und der tatsächlichen Ernährungsweise

Die Empfehlungen der DGE sowie der Planetary Health Diet weisen eine hohe Übereinstimmung auf: Beide umfassen eine flexible, anpassbare Ernährungsweise, die auf Pflanzen, Vollkornprodukten und Ölen mit ungesättigten Fettsäuren basiert. Sie empfehlen zugleich einen reduzierten Konsum von tierischen und hoch verarbeiteten Lebensmitteln, gesättigten Fettsäuren und Zucker.

In den neusten Empfehlungen der DGE sind Hülsenfrüchte und Nüsse zudem eigene Kategorien, wobei die auf eine globale Ernährung ausgerichtete PHD deutlich mehr Hülsenfrüchte empfiehlt. Der Anteil tierischer Lebensmittel fällt bei den aktuellen DGE-Empfehlungen geringer aus als bisher: Zum Beispiel werden nur noch 500 Gramm Milch- und Milchprodukte pro Tag empfohlen. Damit liegen sie immer noch höher als die 250 Gramm bei der PHD, eine Menge, die angesichts des hohen Bedarfs an Calcium für Kinder und Jugendliche kritisch zu beäugen ist.

Neu an den Empfehlungen der DGE ist, dass auch Aspekte wie Nachhaltigkeit und Umweltbelastung berücksichtigt wurden, aber auch mit einbezogen wurde, was von den Menschen in Deutschland tatsächlich verzehrt wird. Nach wie vor weichen die Empfehlungen aber erheblich von den Verzehrsgewohnheiten laut der Nationalen Verzehrsstudie (NVS) II ab, die allerdings im Zeitraum 2005 bis 2007 erhoben wurden. Es bleibt abzuwarten, wie die Ergebnisse der NVS III ausfallen werden, die allerdings noch länger auf sich warten lassen werden. Diese Empfehlungen umzusetzen ist also eine zentrale Herausforderung der Zukunft.

Pressemitteilung der DGE zu den neuen Empfehlungen, März 2024: https://www.dge.de/presse/meldungen/2024/gut-essen-und-trinken-dge-stellt-neue-lebensmittelbezogene-ernaehrungsempfehlungen-fuer-deutschland-vor/

Im Interview mit Prof. Bernhard Watzl und Anne Carolin Schäfer erklärt die DGE die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten zwischen Planetary Healt Diet und DGE-Ernährungsempfehlungen: https://www.dge.de/blog/planetary-health-diet-und-dge-ernaehrungsempfehlungen-5-fragen-an-die-ernaehrungswissenschaften/

Wie groß ist der CO2-Fußabdruck der Ernährung in Deutschland?

Die Ernährungsempfehlungen für eine klimagerechte Ernährung haben das Ziel, den ökologischen Fußabdruck unserer Ernährung zu reduzieren und den Beitrag der Lebensmittelproduktion zum Klimawandel zu verringern. Bei der Planetary Health Diet geht es primär darum, Lebensmittel zu wählen, die weniger Treibhausgasemissionen verursachen und ressourcenschonender sind.

Die Grafik zeigt an, wie viel welcher Bereich zum ökologischen Fußabdruck einer Person beiträgt, in Prozent. Wohnen und Mobilität tragen zum Beispiel je 20 % bei. Rechts befindet sich ein Fußabdruck mit der aktuellen Größe von 10,8 t pro Kopf und der Zielgröße von unter 1 t pro Kopf.
Link zum Original: https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit/konsum-und-produkte/nachhaltiger-konsum#c12951

Laut einer aktuellen Statistik des Umweltbundesamts beläuft sich der durchschnittliche CO2-Fußabdruck pro Kopf in Deutschland in Zusammenhang mit der Ernährung auf etwa 1.7 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente (CO2e) (BMUV 2022). Das Kohlendioxid-Äquivalent ist eine Maßeinheit, die verschiedene Treibhausgase wie Methan, Lachgas und Fluorkohlenwasserstoffe in einer gemeinsamen Größe zusammenfasst. Die Ernährung in Deutschland trägt somit etwa zu 16 % des Gesamtausstoßes von CO2e pro Kopf bei und liegt damit an dritter Stelle der Hauptverursacher für Treibhausgasemissionen. Die Klimaziele der Deutschen Bundesregierung sehen vor, den individuellen CO2e-Fußabdruck pro Kopf in Deutschland auf unter eine Tonne zu reduzieren.

Der ökologische Fußabdruck ausgewählter Lebensmittel

Die Grafik zeigt den CO2-Fußabdruck verschiedener Obstsorten, Fleisch und Fisch sowie Milchprodukte.
Bei der Erzeugung eines Kilogramms tierischer Lebensmittel werden deutlich mehr Treibhausgase freigesetzt und mehr Fläche belegt als für dieselbe Menge pflanzlicher Lebensmittel.

Obige Grafik zeigt den Treibhausgas-Fußabdruck verschiedener Lebensmittel wie Obst (Ananas und Winter-Erdbeeren), Fleisch & Fisch sowie Milchprodukte. Die Berechnung erfolgte gewichtet unter Berücksichtigung des Anteils an Eigenproduktion und Import, der Zusammensetzung der importierten Lebensmittel, der Anbaumethoden über alle Monate eines Jahres und der Art des Transports. Hier geht es zur Original-Studie mit allen untersuchten Lebensmitteln.

Hinweis: Um die Komplexität zu reduzieren, berücksichtigen die Grafiken nur den jeweiligen Fußabdruck der exemplarisch genannten Lebensmittel, nicht aber die unterschiedlichen Gehalte an Nährstoffen, Proteinen und Proteinqualität.

Die Grafik zeigt den jeweiligen Fußabdruck von Phosphat, Wasser und Fläche sowie den Energieaufwand für Äpfel, Rapsöl und Rindfleisch.
Um die Klimabilanz eines Lebensmittels zu bewerten, müssen auch Wasser-, Phosphat-, Energieverbrauch sowie der Flächenbedarf in die Berechnung mit einbezogen werden.
  • Zum Phosphat-Fußabdruck der Lebensmittel trägt hauptsächlich das Phosphat bei, das als Düngemittel für die landwirtschaftliche Produktion benötigt wird.
  • Bei der Berechnung des Flächen-Fußabdrucks erfolgt eine Gewichtung der unterschiedlichen benötigten Flächen nach ihrer jeweiligen Distanz zu einem natürlichen Zustand.
  • Bei der Berechnung des Wasser-Fußabdrucks erfolgt eine Gewichtung der unterschiedlichen verbrauchten Wassermengen nach der Wasserknappheit, die in dem jeweiligen Land herrscht, in dem der Verbrauch stattfindet.
  • Es wird der kumulierte Energieaufwand (Primärenergie) berechnet, der aus nicht-erneuerbaren Ressourcen gedeckt wird.

Tomate im Klimacheck – bio, regional, saisonal oder passiert?

Die Grafik zeigt den Fußabdruck von Tomaten: In der Saison, aus dem Gewächshaus, in Bio-Qualität, passiert und als Tomatenmark.
Frische Tomaten, die saisonal geerntet werden, erzeugen deutlich weniger CO2 als regionale „Winter“- oder Bio-Tomaten.

Klimaschutz und Ernährung: Wie offen sind wir für Veränderungen?

Laut einer Online-Befragungsstudie mit dem Titel „Klima und Ernährung“ aus dem Jahr 2021 ist in Deutschland ein wachsendes Interesse an klimafreundlicher Ernährung zu beobachten (Nestlé Deutschland AG 2021). Etwa 71 Prozent der befragten Deutschen gaben an, dass sie bereit sind, ihre Ernährungsgewohnheiten zu überdenken und umweltfreundlichere Praktiken zu integrieren, insbesondere durch die Reduzierung oder das vollständige Vermeiden von Lebensmittelverschwendung. Allerdings stellte die Studie auch fest, dass die Bereitschaft zur Nutzung klimafreundlicherer Verkehrsmittel für den Lebensmitteleinkauf oder zum Verzicht auf Fleisch deutlich zurückhaltender war.

Balkendiagramm, dass anzeigt, welche Maßnahmen eher schwer fallen (auf Fleisch verzichten) und welche eher leicht (keine Lebensmittel wegwerfen).
Link zum Original: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1242946/umfrage/umfrage-zur-bereitschaft-die-ernaehrung-fuer-den-klimaschutz-umzustellen/

Nachhaltig essen: Wie jede und jeder Einzelne beitragen kann

Die Umstellung auf eine nachhaltige Ernährung bietet eine bedeutende Möglichkeit, den CO2e-Fußabdruck pro Kopf in Deutschland zu reduzieren und dadurch einen positiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten (De Schaetzen/Von Koerber 2019; Von Koerber 2014). Nachhaltige Ernährung bezieht sich auf eine Ernährungsweise, die nicht nur die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt, sondern auch die Bedürfnisse zukünftiger Generationen. Und die Gesundheit unseres Planeten respektiert sowie Umwelt- und Gesundheitsaspekte gleichermaßen mit einbezieht.

Im Rahmen einer nachhaltigen Ernährungsweise spielen folgende Schlüsselansätze eine bedeutende Rolle (Umweltbundesamt):


Pflanzenbasiert:

Die Produktion pflanzlicher Lebensmittel verbraucht meist weniger Ressourcen und die Treibhausgasemissionen sind geringer. Eine Reduktion des Konsums tierischer Lebensmittel führt zu einem geringeren Bedarf an Futtermitteln, wodurch sich die Konkurrenz zwischen Futtermittelproduktion und menschlicher Ernährung reduziert. Allerdings steigt der Wasserverbrauch bei einer pflanzenbasierten Ernährung, zumindest solange ein Großteil der pflanzlichen Lebensmittel in Ländern außerhalb Deutschlands angebaut wird und dort auf Bewässerung angewiesen ist (WWF 2021).


Ökologisch:

Ökologisch angebaute Lebensmittel bieten eine Vielzahl von Vorteilen, darunter geschlossene Kreisläufe, schonende Nutzung natürlicher Ressourcen, Verzicht auf synthetische Pestizide und artgerechte Tierhaltung. Dies führt zu einer geringeren Belastung der Umwelt, mehr Biodiversität und reduzierten Schadstoffen. Der ökologische Landbau fördert zudem die Schaffung von Arbeitsplätzen und ermöglicht Landwirten oft höhere Erlöse für ihre Produkte


Regional & saisonal:

Die Transportwege von Lebensmitteln haben einen Einfluss auf den CO2-Fußabdruck. Durch den Kauf von regionalen und saisonalen Produkten wird die Notwendigkeit von langen Transportstrecken verringert, was zu einer Reduzierung der Emissionen führt. Regionale und saisonale Ernährung unterstützt zudem lokale (bäuerliche) Betriebe und stärkt regionale Wirtschaftskreisläufe.


Gering verarbeitet:

Lebensmittel mit geringer Verarbeitung haben eine positive Umweltbilanz, da sie weniger Schritte in der Herstellung erfordern, was Transport, Verpackung, Wasser, Energie und den Ausstoß von Schadstoffen und Treibhausgasen reduziert. Die Zubereitung gering verarbeiteter Speisen erfordert in der Regel mehr Zeit und Fertigkeiten, bietet aber die Gewissheit, dass keine unerwünschten Zusatzstoffe enthalten sind und man die Menge an Salz und Zucker selbst dosieren kann. Darüber hinaus sind Grundnahrungsmittel meist preiswerter als stark verarbeitete Produkte.


Fair gehandelt:

Der Kauf von fair gehandelten Produkten ermöglicht es Verbrauchern, eine positive Wirkung auf das Leben von Menschen im globalen Süden zu erzielen. Durch faire Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen wird deren Lebenssituation verbessert. Zudem sind faire Produkte oft umweltfreundlicher, da sie bestimmten Umweltschutzstandards folgen. Fairer Handel ist jedoch nicht nur für exotische Waren relevant, sondern unterstützt auch Landwirte in Deutschland und Europa, indem er für fairere und stabile Preise sorgt und somit eine nachhaltige Landwirtschaft und ländliche Beschäftigung fördert.


Ressourcenschonend:

Nachhaltige Ernährung beinhaltet den verantwortungsbewussten Umgang mit Lebensmitteln im Haushalt, vom Einkauf bis zur Entsorgung. Dies umfasst Maßnahmen wie den Einkauf zu Fuß oder per Fahrrad, die Auswahl von Lebensmitteln mit weniger Verpackung oder die Verwendung von wiederverwendbaren Verpackungsoptionen zur Abfallreduktion (Recycling). Ein bewusster Wasserverbrauch beim Kochen und Abwasch sowie die Berücksichtigung der Wasserintensität von Lebensmitteln helfen, den Wasserverbrauch zu reduzieren. Zudem tragen energieeffiziente Geräte in der Küche dazu bei, den Energieverbrauch zu verringern und die Umweltbelastung zu minimieren.


Genussvoll und bekömmlich:

Bei einer nachhaltigen Ernährung geht es darum, Lebensmittel auszuwählen, die nicht nur ökologisch und sozial verträglich sind, sondern auch geschmacklich und gesundheitlich wertvoll. Dabei können hochwertige, frische und unverarbeitete Lebensmittel sowie eine kreative Zubereitung zu einem genussvollen und bekömmlichen Esserlebnis beitragen, das sowohl dem eigenen Wohlbefinden als auch der Umwelt zugutekommt. Es geht also um die bewusste Balance zwischen Genuss, Gesundheit und Nachhaltigkeit.




Nachweise

BMUV – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (2022): Nachhaltiger Konsum

De Schaetzen S, Von Koerber K (2019): Ökologische Landwirtschaft und die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung

Nestlé Deutschland AG (2021): So klimafreundlich is(s)t Deutschland – Die Nestlé Studie „Klima und Ernährung“ 2021

Umweltbundesamt: Umweltatlas › Mein Handeln › Nachhaltige Ernährung

Von Koerber K (2014): Fünf Dimensionen der Nachhaltigen Ernährung und weiterentwickelte Grundsätze – Ein Update

WWF Deutschland (2021). Wasserverbrauch und Wasserknappheit. So schmeckt Zukunft: der kulinarische Kompass für eine gesunde Erde

Titelbild: smolaw11/stock.adobe.com

Grafiken (soweit nicht anders genannt): Sonja Heller, www.designbrandung.de


Stand: Januar 2024

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